Eugen war ob der Geschichte des Vorarlberger Bauern beeindruckt. Lange schwiegen die beiden. Dann begann Eugen zu erzählen:

"Als ich vor zwei Jahren ebenfalls Vieh zu einem Käufer trieb, begegnete ich bei Rheineck einem Jesuitenpater aus der Stadt St.Gallen. Dieser zog mich ins Vertrauen, mir könne er das ja erzählen. Die Geschichte sei zwar für Aussenstehende kaum glaubhaft, dafür aber leider wahr.
In den Kellergewölben des Klosters St.Gallen würden okkulte Praktiken betrieben. Es werde dort geforscht, wie es der Teufel schaffe, in die Leiber der Menschen zu fahren, um die teufelsaustreibenden Exorzitien zu optimieren. Es würden auch Dinge praktiziert, welche die Kirche auf's Schärfste verurteilt. Zum Beispiel werde erforscht, ob sich der Mensch mit anderen Tierarten kreuzen liesse. Es seien in der Stadt nämlich Phänomene aufgetaucht, welche die Kirche nicht kalt lassen können.
Bei einigen erwachsenen Menschen männlichen Geschlechts sei entdeckt worden, dass sie keinerlei Kopfhaar-, Bart- und Schamwuchs aufwiesen. Es stelle sich der Kirche die Frage, weshalb denn der Rest Haarwuchs habe. Man könne bei den Behaarten nicht ausschliessen, dass es sich nicht um Kinder fruchtbarer Sodomiepraktiken ausübender Mütter handle.
Er als Pater wisse, dass die reinen Pütchen in den Kirchen eine vorbildhafte Bedeutung für die Geistlichen haben. Es könne bei den Forschungen darum gehen, die reine Form des unschuldigen Kindes ins Erwachsenenalter hinüberzuretten.
Einmal nämlich sei er, der Jesuit, zufälligerweise etwas früher in der Klosterkirche angekommen, um sich mit dem Dompfaffen zu unterreden. So nahm er seinen Rosenkranz hervor und begann leise murmelnd das Kirchenschiff auf und ab zu wandeln. Als er sich den für Blicke von Ausserhalb verborgenen Beichtstühlen näherte, hörte er im Innern den Beichtvater mit erregter Stimme empört mahnen: "Pelzbob!" Der Jesuit entfernte sich darauf wieder von den Beichtstühlen, beobachtete dasjenige Kirchenabteil jedoch aufmerksam aus seinen Augenwinkeln.
Fünf Minuten später verliess ein unsicher um sich blickender Jüngling das Beichtabteil. Kurz danach der Beichtvater, die Hände über seinem Wanst gefaltet in Richtung Altar schreitend. Der Jesuit folgte dem Priester unauffällig und sah gerade noch, wie sich hinter dem Altar eine in den Boden eingelassene Luke schloss.
Als der Jesuit bei einer späteren Unterredung mit dem Priester bei einem vorgetäuschten Ausrutscher den überraschten Entdecker des geheimen Zugangs zum Kellergewölbe mimte, sah der Dompfaff die Zeit gekommen, den Jesuiten in die Geheimnisse des Klosters St.Gallen einzuweihen."


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